Alle Macht den Narren
MCC erobert beim Rathaussturm die Regierungshoheit in Memmelsdorf
Die erste Gemeinderatssitzung im neuen Jahr steht in Memmelsdorf traditionell im Zeichen des Faschings: sobald der letzte Beschluss gefasst ist, zücken die ersten Räte ihre Kappen und wappnen sich für die angekündigten Scharen des MCC. Auf der Treppe erklingen bereits die ersten Trommelwirbel, und mit Fanfaren und Helau erobert der Elferrat mit Prinzenpaar und den Tanzgarden den Sitzungssaal. „MCC und Naturgewalten sind niemals von Euch aufzuhalten“ deklamiert der Grandsigneur des Memmelsdorf Faschings, Hofnarr Gerd Schühlein, der diese Rolle heuer seit nunmehr 15 Jahren innehat. Mit Wortgewalt und einem schwungvollen Tanz der Kindergarde läutet der Hofnarr den Regierungswechsel in Memmelsdorf ein: „Herr Bürgermeister Ihr seid der Größte hier, glaubt Ihr! Doch unser Prinz, das Alphatier, ist tausend Mal größer als Ihr.“ Der so Erhöhte, Prinz Hannes I., braucht jedoch noch diverse ermutigende Worte und einen kräftigen Rückenstoß des Narren, bevor er einen ersten Anlauf nimmt, vom Bürgermeister die Herausgabe des Rathausschlüssels zu fordern.
Dieser kann über die eher schüchternen Versuche des Prinzen nur lachen und pariert wortgewandt: „Ich glaub, ihr Narren seid nicht ganz dicht, den Rathausschlüssel gibt es nicht. Schaut nicht so voller Empörung, was ihr hier macht – das ist Ruhestörung.“ Als seine Majestät Hannes I. merkt, dass er dem Rathauschef alleine nicht beikommt, holt er sich weibliche Unterstützung – und jetzt wird es wirklich lustig. Denn als die Mutter bzw. Schwiegermutter des Prinzen betreten nun die zwei beliebten Meedensdorfer Dorfratsch‘n den Saal und schwingen drohend Jagdgewehr und Bratpfanne gegen den Bürgermeister. Dieser bietet zuerst noch Paroli „Ich gebe nichts – ich geb nichts her! Auch wenn Eure Mütter grollen, bei mir ist heute nichts zu holen“, knickt angesichts der gewaltbereiten zwei alten Damen jedoch schnell ein. „Herr Regent, pfeift Eure Bluthunde zurück. Ich gebe auf – hab heut kein Glück. Außerdem – da bin ich ehrlich, Frauen wie die sind brandgefährlich.“ Dass die Macht an diesem Abend tatsächlich in den Händen der Frauen liegt, zeigt belegt das Schlusswort seiner Lieblichkeit Prinzessin Eva-Maria III., von der der Prinz ein Lob für seine mutige Rathauseroberung abfragt. „Mein Prinz hat schneller als gedacht den Führungswechsel hier vollbracht. Noch schneller könnt’s nur eine Frau, das weiß mein Prinz nur zu genau“, spricht sie und holt sich den Bürgermeister zu einem harmonischen Walzertanz. Bevor schließlich alle im Saal mit Sekt und Orangensaft auf den eroberten Regierungssitz anstoßen, formuliert seine Lieblichkeit noch ein fulminantes Schlusswort, dem alle im Saal mit einem kräftigen Helau zustimmen: „Wir lassen heut in diesem Reigen ein Feuerwerk des Frohsinns steigen. Was kann es eigentlich Schöneres geben als in Memmelsdorf zu leben.“
Bericht und Bilder: Kerstin Bönisch
