Tatort-Team entlarvt Mafia in Memmelsdorf

Die Seehofhalle war bei der MCC-Gala randvoll. Hochwürden Marianus Schramm verabschiedet sich aus der Bütt

Aus dem mit Höhepunkten gespickten Programm der MCC-Gala ragten der dialektsichere Sprachkünstler Wolfgang Tröger und die Gesangseinlagen der Memmelsdorf-Mafia heraus. Ein letztes Mal präsentierte sich der Litzendorfer Pfarrer Marianus Schramm als Franz Branntwein seinem Publikum, doch ein Nachwuchstalent nutzte die Chance und überzeugte bei seinem ersten Soloauftritt.

Die MCC-Kindergarde mit ihrem Schlussbild
Die MCC-Kindergarde mit ihrem Schlussbild

Nach der Begrüßung durch den Sitzungspräsidenten Hans-Werner Müller bringt traditionell zunächst die Kindergarde ihren Marsch auf die Bühne. Es war ein flotter Einstand, für den sich der Präsident bei den Trainerinnen Tina Eck und Katharina Hörmann besonders bedankte und der erste Teil eines Reigens überzeugender Tanz-Auftritte. Die Jüngsten zauberten mit ihrem Tanz ein orientalisches Flair zu den Hits des Disney-Kinofilm Aladdin. Christiane Stahl und Celine Ziegmann wurden für ihren Einsatz beim Training der Bambinis mit einem Präsent belohnt.

Das Prinzenpaar Hannes I. und Eva-Maria III. hießen ihr Narrenvolk von ihrem Thron ganz oben auf der Elferrats-Bühne mit einem dreifach donnernden „MCC-Helau“ willkommen. Erstmals konnte der Sitzungspräsident mit Bambergs OB Andreas Starke den Hausherrn des Rathauses begrüßen, dessen Schlüssel das Prinzenpaar alljährlich am Faschingsdienstag im Anschluss an den Umzug anlässlich der Machtübernahme durch den MCC einfordert.

Marianus Schramm gab seinen Abschied aus der Bütt bekannt
Marianus Schramm gab seinen Abschied aus der Bütt bekannt

Ein wahrer Profi in der Bütt ist Franz Branntwein, der seit elf Jahren den MCC Fasching mit seinen lustigen Erlebnissen bereichert. Mittlerweile im vorgerückten Alter, ist auch er inzwischen Opa einer offenbar nicht gar so hübsch geratenen Enkelin („woanders bringt der Storch das Kind – bei uns ist der Vogel in der Wiege geblieb’n und das Kind ist davong’flattert“). Was ihn an seiner Fraa noch reizt? „Jedes Wort!“ Da hilft auch kein ausgefallener Sex, denn der fällt ja schon seit Jahren aus! Mit einem Lobgesang auf den Landkreis Bamberg als Heimat freundlicher und aufgeschlossener Zeitgenossen, Zentrum der (Bier-)Kultur und Hort der Gastronomie verabschiedete sich Pfarrer Marianus Schramm von der Bühne. Vielleicht aber – so hofft nicht nur Sitzungspräsident H.W. Müller – „erleben wir ja noch ein Wiedersehen und es wird nur ein Sabbatjahr der Bühnenabstinenz“. Diesem Wusch schlossen sich alle Anwesenden an, die dem langjährigen und überaus beliebten Humoristen mit lang anhaltendem Applaus dankten.

Als Funkenmariechen präsentierte Nina Then ein akrobatisches und dennoch elegantes tänzerisches Intermezzo, einstudiert von ihrer Trainerin Christina Ther.

Praktikant Moritz Lamprecht erzählt dem einsilbigen Vater (Arthur Apfel) von seinen Praktikums-Erlebnissen
Praktikant Moritz Lamprecht erzählt dem einsilbigen Vater (Arthur Apfel) von seinen Praktikums-Erlebnissen

Aus dem Schüler der Vorjahre ist inzwischen ein junger Mann geworden, der erste Erfahrungen im Berufsleben als Praktikant erlebt. Moritz Lamprecht erzählt seinem einsilbigen („häh??“) Vater seine wenig schmeichelhaften Erlebnisse in der Gastronomie („ich musst’s ja blos servieren – net selber essen“). Beim Friseur überzeugt der junge Mann die Kundschaft aber nicht gerade mit seinem Arbeitstempo („wenn der so weiter macht, wer’n mei Hoar grau so lang‘ ich auf dem Stuhl hock“) und auch sein Taktgefühl ist noch steigerungsfähig: ob denn die Gesichtsmaske hübscher gemacht hätte? „Ja scho‘, aber nur bis sie wieder abgewasch’n wor’n is“. Mit stoischer Ruhe und trotz – oder wegen – des extrem überschaubaren Textes lieferte Arthur Apfel den Running Gag in dem gelungenen Sketch des Debütanten. Heftiger Beifall für die beiden Protagonisten auf der Bühne und die Autorin Marlene Groh, die auch für die Einstudierung verantwortlich zeichnete.

Das MCC-Männerballett sorgte für Furore
Das MCC-Männerballett sorgte für Furore

Auf die angekündigte „Grazie und Eleganz“ warteten die Fans vergeblich. Aber das will ja auch keiner sehen, wenn die „Mannsbilder“ in teils hautengen Kostümen die Bühne erstürmen. Das verjüngte Männerballett punktete dafür mit Tempo, Action und militärischem Drill – und wie! Die jungen rissen die gesetzteren (zumeist vollschlanken) Kollegen regelrecht mit und so sprang der Funken auch sofort in den Saal über. Ohne Zugabe ließen die begeisterten Zuschauer ihre Jungs nicht von der Bühne. Der Dank an die Trainerinnen Sandra und Sabrina Einwich wurde mit einem Präsent unterstrichen.

Als Hobby-Schriftsteller stellt sich der nächste Akteur vor und die Schreibmaschine steht auch auf dem Tisch, doch lieber erzählt der Aussteiger von seinen Erlebnissen so, wie man sie niemals zu Papier bringen kann: in unnachahmlicher Manier in sämtlichen Dialekten. Von einem Friseurunfall berichtet er als sympathischer Italiener anlässlich seines Heimat-Urlaubs in Caorle, wo ihm ein unvorsichtiger Barbier in die Ohren schnitt. „Gottseidank komme ich nicht aus Bibione!“ In den Szenen und Witzen gibt er mal den Literaturkritiker Reich-Ranitzki, dann mit sehr viel Schmäh einen Österreicher, um später auf urbayrischen Dialekt, den Akzent eines US-Boys, den gestenreichen Türken oder Italiener im Redeschwall umzuschwenken. In seinen zum Brüllen witzigen Schilderungen ist Wolfgang Tröger kein Zungenschlag fremd und er begleitet bei den eingestreuten Liedern sich und das immer wieder mit einstimmende Publikum auf der Gitarre.

Die Dorfraatsch´n (v.l.) Claudia Gunzelmann und Gerda Hofmann als Tatort- Ermittlerinnen
Die Dorfraatsch´n (v.l.) Claudia Gunzelmann und Gerda Hofmann als Tatort- Ermittlerinnen

Die Jugendgarde (Trainerinnen Conny und Sandra Einwich) leitet mit ihrem Marsch tanzend über in die Szenerie einer polizeilichen Ermittlungsarbeit. Im neuesten Franken-Tatort wird ein Bierkrugbeißer aus Drosendorf gesucht, denn die Spuren auf den Krügla der dortigen Brauereigaststätte sind eindeutig. Bevor dieses Kapitalverbrechen gesühnt wird, berichten die Kommissarinnen Marri und Rettl (Gerda Hofmann und Claudia Gunzelmann in ihrer Paraderolle als Dorfraatsch’n) aber noch von weiteren Einsätzen der letzten Zeit. Angeworben von Trump und Putin, absolvierten die beiden weltweite Sondereinsätze. Auch ein Heiratsschwindler in Schwabthal wurde mittels „Kriminaltango“ dingfest gemacht. Schließlich sind es die altbekannten Mitglieder der Memmelsdorfer Mafia, die nach knallharten Recherchen der Freveltaten an den Krügla überführt werden. Doch die sitzen inzwischen schon wegen Zechprellerei im Gefängnis.

Bevor diese Geschichte weiter erzählt wurde, bot als tänzerischen Höhepunkt die MCC-Prinzengarde ihren Gardemarsch dar. Für die ausgefeilte Choreographie zur schwungvollen klassischen Musik gab es heftigen Beifall und den Dank des Präsidiums an die Trainerinnen Carola Nöth und Beate Saal.

Florian Nickoleit, Thomas Müller, Anna Nickoleit und Christopher Müller (v.l.) sind die Memmelsdorfer Mafia
Florian Nickoleit, Thomas Müller, Anna Nickoleit und Christopher Müller (v.l.) sind die Memmelsdorfer Mafia

Die Mafia sitzt ein – zumindest ein Teil davon. Der Pate allerdings muss noch dingfest gemacht werden, was für die couragierten Ermittlerinnen kein Problem darstellt. Und die Mama des Clans? Die will ihre Mafiosi im Gefängnis besuchen, stimmt aber zunächst eine Hymne auf Memmelsdorfs Bürgermeister Gerd Schneider an: „Einer, der immer lacht, immer lacht – wenn er Facebook macht…“ Frenetischer Beifall war der Lohn für einen starken Soloauftritt von Anna Nickoleit. Der Rest der Familie sieht die Erfahrung hinter Gittern mit gemischten Gefühlen. Thomas Müller – auch im wahren Leben seit kurzem Vater – kann endlich mal wieder acht Stunden durchschlafen und das Familienoberhaupt (Christopher Müller) erinnert seine Patronin an ihre Drohung (Versprechen?), sich scheiden zu lassen, wenn er ins Gefängnis kommen sollte. Schließlich sind sich aber alle (auch der vierte Mafioso Florian Nickoleit) einig in dem alten Schlager: „Die Mama wird’s schon richten“. Der Saal steht und stimmt mit ein, genial am Keyboard begleitet vom musikalischen Leiter Herbert Müller.

Zum großen Finale kamen nochmals alle Mitwirkenden auf die Bühne, wo ein farbenfrohes Schlussbild geboten wurde. Für das tanzbegeisterte Publikum spielten danach „Big-Sound-Jack“ noch bis in die Morgenstunden.

 

Eindrücke zur Show gibt es im Video bei Radio Bamberg: