Dorfraatsch´n auf „Junggesellinnen-Abschied“ versumpft
Gefeierte Premiere für Hochwürden Peter Barthelme bei der MCC Gala
Die Messlatte lag hoch nach den Erfolgen der letzten Jahre, doch die Gala konnte die Erwartungen sogar noch übertreffen. Pfarrer Josef Barthelme überzeugte bei seiner ersten Büttenrede auf der großen Bühne, der MCC-Nachwuchs Moritz trieb seinen Fahrlehrer zur Verzweiflung und die Granden des Memmelsdorfer Faschings brachten die Halle zum Toben.
Eröffnet wurde der Abend vom Marsch der Kindergarde (trainiert von Katharina Schimschal und Tina Eck), gefolgt vom zauberhaften Auftritt der Bambinis mit Hexen und Vampiren unter der Leitung von Christiane Stahl und Celine Ziegmann.
Dann übergab Sitzungspräsident Hans-Werner Müller dem Prinzenpaar das Wort. Seine Tollität Swen-Christian I. und Ihre Lieblichkeit Lisanna I. hießen ihr Narrenvolk von ihrem Thron ganz oben auf der Elferrats-Bühne willkommen.
Als „Josef Libella“ mit Gesichtsmaske die Bühne betritt, erkennen ihn nur die Wenigsten. Doch der „gute Draht“ des MCC zur Kirche machte es möglich: mit Pf. Peter Barthelme ist erneut die Geistlichkeit in der Bütt´ vertreten. Im Gegensatz zum weinseligen „Franz Branntwein“ der vergangenen Jahre seines Litzendorfer Kollegen Marianus Schramm ist er bekennender Fan des alkoholfreien Kola-Mixgetränks (und das auch im wahren Leben). In seinem Vortrag in Reimkultur kommentiert er die Bundes- und Lokalpolitik, parodiert aber auch die neu verteilten Geschlechterrollen („Männer sind die neuen Frauen – die Madla kämpfen bei der Bundeswehr“). Trotz seiner Vorliebe für Spezi kommt er zu der Erkenntnis „das Dschungelcamp ist nur zu ertragen mit gehörig Schnaps im Magen“. Dennoch gab‘s vom MCC-Präsidium als Dank für den gelungenen Einstand einen Kasten Libella-Spezi und vom überraschten Publikum für den nun demaskierten Debütanten heftigen Applaus.
Die Funkenmariechen Nina Then und Hanna Schiller präsentierten Akrobatik und Eleganz sowohl im Einzel- wie auch im Paartanz, einstudiert von ihrer Trainerin Christina Ther.
Zeugen einer ungewöhnlichen Fahrstunde wurden die Zuschauer beim Sketsch von Moritz Lamprecht und Klaus Nickoleit als sein Fahrlehrer. Der hat zunächst vorsichthalber seine Frau gewarnt, für die nächste Stunde die Kinder und den Hund nicht vor die Tür zu lassen, benutzt der schneidige Fahrschüler den Außenspiegel doch eher, um seine Haare für den erwarteten Blitzer zu richten. Autofahrerische Weisheiten hat er zu Genüge offenbar schon von seinem Vater erhalten: hält der Mann die Autotür für seine Mitfahrerin, ist entweder das Auto oder die Frau neu! und wenn ein Unfall passiert, sind in 99 % der Fälle die Männer schuld – weil sie Ihren Frauen das Auto überlassen haben. Von wegen, bei Gewitter wäre man im Auto sicher: „des hat mei´ Schwester aa´ geglabbt und jetz´ is´ sie schwanger!“
Das Publikum belohnte die beiden Humoristen sowie deren Autorin Marlene Groh, die auch für die Einstudierung verantwortlich zeichnete, mit lang anhaltendem Applaus.
In einer fernen Zukunft erscheint eine Raumfahrer-Crew in ihren spacigen Outfits. Das Männerballett entert die Bühne mit ihren „gestählten“ Körpern in zumeist knallengen Anzügen. Beim nun präsentierten „Tanz“ geht das Publikum mit und die Fans fordern Zugaben der von Sandra Leneis und Sabrina Einwich trainierten Truppe. Die wirkt deutlich verjüngt und weist nun ein Altersspektrum von knapp 20 Jahren bis ins Rentneralter auf, wie Sitzungspräsident in seinen Dankesworten betonte.
Als Chauffeur eines bekannten Industriellen aus dem Coburger Land kommt Wolfgang Tröger viel in der Welt herum und von überall bringt er lustige Begebenheit mit. Als grandioser Geschichtenerzähler, der annähernd alle Dialekte im Repertoire hat, weiß er die Pointen punktgenau zu setzen, wenn auch manchmal unter der Gürtellinie (bei einem als Baum getarnten Bundeswehrler meint ein Eichhörnchen zum anderen: „die beiden Nüsse fressen wird gleich, den Tannenzapfen nehmen wir aber mit …“) – im Fasching ist halt (fast) alles erlaubt! So manchem Besucher trieb jedenfalls das Lachen die Tränen in die Augen und bei den eingestreuten Liedern stimmte der ganze Saal mit ein. Ein gefeierter Auftritt des Nachbarn aus Giech, der inzwischen als Stammgast aus dem Memmelsdorfer Fasching nicht mehr wegzudenken ist.
Mit ihrem Marsch leitete die Jugendgarde (Trainerinnen Conny Einwich und Sandra Leneis) zum nächsten Höhepunkt über.
Ein Besuch bei der Mama „Ätna“ auf Sizilien steht an. Die Reise der Memmelsdorfer Mafia mit ihrem Bus nach „Bella Italia“ kommt aber nicht so recht in Fahrt, werden sie doch tatsächlich von einer Dorfraatsch´n mit ihrem Rollator überholt! Erst als der Pate (Christopher Müller) das Steuer von seiner Mafia-Frau (Anna Nickoleit) übernimmt, erreichen sie auf ihrer Reise über österreichische Mautstraßen (treffend der fetzige Song über die Abzocke der Straßenbenutzungsgebühren) schließlich ihr Ziel. Dort trauen vor allem die Söhne des Clans (Thomas Müller und Florian Nickoleit) dem von den Verwandten vorgesetzten Eintopf nicht so recht und so treibt – kaum angekommen – die Sehnsucht nach Bier und gutem Essen die Familie wieder in ihr geliebtes Memmelsdorf. Der Mix aus Comedy und mitreißenden Liedern (begleitet am Keyboard vom musikalischen Leiter Herbert Müller) macht die Memmelsdorfer Mafia aus. Und das kam beim Publikum wieder bestens an.
Klassische Musik von Tschaikowski als Grundlage für einen Gardetanz. Dass so etwas funktionieren kann, bewies die MCC-Prinzengarde mit ihren Marsch. Für die ausgefeilte Choreographie und die unzähligen Trainingseinheiten galt der Dank des Präsidiums den Trainerinnen Carola Nöth und Beate Saal.
Der „Junggesellinnen-Abschied“ hatte schon seine alkoholbedingten Spuren hinterlassen, als die Meedensdorfer Dorfraatsch´n ziemlich schwankend und ein bisschen lallend auf der Bühne erschienen. Zum Brüllen komisch erzählten die ihre Erlebnisse: der ICE ist mal wieder ausgefallen, so dass sich die Samba-Tänzerinnen auf dem Coburger Bahnhof „ihr Ärschla obg´froren ham“. Nach Umwegen zurück in der Heimat mussten Marri und Rettl alias Gerda Hofmann und Claudia Gunzelmann feststellen, dass sämtliche Verbindungen nach Schesslitz gesperrt sind („früher is mer noch Schäätz zum tanz´n und pussier´n, wie soll´n denn jetz´ die Giecher Männer a´ Fraa finna?“). Und was macht man, wenn die Frau im gesetzteren Alter als Brautjungfer bestimmt wird? Zu einem alten Hausmittel greifen: „viiiel Milch trinken, dann bild´ sich vielleicht a Häutla!“ Mit Hinweis auf die flotte Kleidung mancher Hochzeitsgäste ist manchmal bei Ansicht von hinten der Jugendschutz angeraten, nach dem Umdrehen aber dann doch das Denkmalamt gefordert. Und in Erinnerung an ihren letzten Friedhofsgang sinniert Rettl: „mancha meina Bekannt´n dürfen scho´ gießen, anara müss´n noch kochen!“.
Die beiden Originale in ihren witzigen Outfits und ihrer unnachahmlichen Art boten den umjubelten Höhepunkt einer gelungenen Gala. Zum großen Finale kamen nochmals alle Mitwirkenden auf die Bühne, wo ein farbenfrohes Schlussbild geboten wurde. Für das tanzbegeisterte Publikum spielten danach „Calimeros“ noch bis in die Morgenstunden.
Eindrücke zur Show gibt es im Video bei Radio Bamberg: